Eine TK-Anlage aus der Cloud: Gibt es dafür die perfekte Cloud-Architektur?

by Klaus Wallnöfer | 17.04.2023

In den letzten Jahren hat der europäische Cloud-Markt einen großen Aufschwung erlebt: Immer mehr Unternehmen führen Projekte zur Migration und Modernisierung ihrer Kommunikationssysteme durch, auch dank der von den Ländern zur Verfügung gestellten Mittel und der Aufwertung der digitalen Infrastrukturen vor Ort. Das Spektrum der von der IT- und TK-Branche angebotenen Cloud-Lösungen wird immer breiter. Die technischen Details, die für die optimale Nutzung des Dienstes wichtig sind, werden jedoch nur sehr selten diskutiert.

 

In diesem neuen Artikel im innovaphone Blog schreibt unser Kollege Klaus Wallnöfer, seit mehr als 15 Jahren Country Manager für Italien, über drei Elemente der Cloud-Architektur, die oft übersehen werden, jedoch sorgfältig berücksichtigt werden sollten.

  • FTTC und FTTH: was ist der Unterschied?

  • Datenspeicherung in der Cloud: praktisch, aber risikobehaftet

  • Die Vorteile der Endpunkt-zu-Endpunkt-Architektur in Cloud-PBXen 

Pressebild von Klaus Wallnöfer - Country Manager Italien

1. FTTC und FTTH: was ist der Unterschied?

Wenn von Glasfaseranschlüssen die Rede ist, wird man oft mit zwei Abkürzungen konfrontiert: FTTC und FTTH. Die Bedeutung dieser Akronyme zu kennen, ist nützlich, denn sie fassen die Qualität und die tatsächliche Leistung der Verbindung zusammen.

Wir hören oft die Aussage "Ich habe sehr schnelles Internet, weil ich Glasfaser habe". Tatsächlich ist oft die FTTC-Technologie,  Fibre-To-The-Cabinet, im Einsatz, wobei der "Schrank" der Straßenverteiler ist. Diese Technologie wird als Kompromiss eingesetzt, um die Glasfaser bis zum Straßenverteiler zu bringen und von dort aus die alte Kupferstruktur weiter zu verwenden. Die erreichten Geschwindigkeiten sind auf jeden Fall höher als die des klassischen ADSL-Anschlusses, aber der zweite Teil der Verbindung ist verlustbehaftet und kann durch erhebliche Einschränkungen des Signals aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen oder Temperaturschwankungen beeinträchtigt werden. Es ist klar, dass Daten über zwei einfache Kupferdrähte niemals mit der gleichen Geschwindigkeit und Qualität wie über Glasfaser übertragen werden können.

Die "echte" Glasfaser ist diejenige, die bis ins Innere des Hauses oder Unternehmens reicht, FTTH, Fibre To The Home. Die gesamte Strecke von der Vermittlungsstelle bis in das Gebäude des Kunden ist in Glasfaser ausgeführt und schöpft das volle Potenzial dieses Mediums aus: eine viel schnellere, effizientere und zuverlässigere Datenübertragung.

 

Eine Frau hält ein Tablet, auf dem Symbole der Cloud-Architektur zu sehen sind

Was sind die relevanten Vertragsdaten im Falle eines Fiber-to-the-Cabinet-Vertrags? 

 

• Asymmetrische Geschwindigkeit

Betreiber übersehen oft, dass die sogenannte „letzte Meile in Kupfer“ eine asymmetrische Geschwindigkeit aufweist. Das heißt, es gibt einen Unterschied in der Geschwindigkeit der empfangenen und gesendeten Daten: Tatsächlich wird eine hohe Geschwindigkeit beim Empfangen von Informationen, beim Herunterladen oder Ansehen eines Films oder beim Aufrufen einer Website bevorzugt, also bei den häufigsten Aktivitäten eines typischen Benutzers. Die von den Benutzern gesendeten Daten sind im Allgemeinen wenige, wie z.B. das Senden einer Adresse oder von Daten zum Ausfüllen eines Formulars. Wird die Verbindung jedoch beispielsweise für einen internen Webserver genutzt, ist gerade das Versenden von Daten von größtem Interesse.

In einem Kommunikationssystem benötigt man für den Empfang bzw. das Senden eines Anrufs dieselbe Bandbreite. Bei einer asymmetrischen Verbindung (FTTC) ist die maßgebliche Bezugsgröße auf Vertragsebene daher ausschließlich die kleinste Bandbreite, üblicherweise die Sendegeschwindigkeit.

 

• Garantierte Mindestgeschwindigkeit

Das andere relevante Vertragselement ist die Garantie der Bandbreite. Sehr oft geben die Betreiber tatsächlich auf dem Papier sehr hohe Geschwindigkeiten an, welche sie jedoch letztlich vertraglich nicht garantieren. Der zweite zu beachtende Begriff ist daher die garantierte Mindestgeschwindigkeit. Wer sich für eine Cloud-Kommunikationslösung entscheidet, muss auf diese Unterschiede achten, um böse Überraschungen bei der Audio- und Videoqualität des Systems zu vermeiden. Die Situation wird noch kritischer, wenn ein Kommunikationssystem verwendet wird, das auf einer "gerouteten" Cloud-PBX basiert. Im nächsten Kapitel gehen wir näher auf dieses Thema ein.

2. Datenspeicherung in der Cloud: praktisch, aber risikobehaftet

 

Ein vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen verbreiteter Denkfehler ist die Annahme, dass in der Cloud gespeicherte Informationen von Natur aus gesichert sind und in keiner Weise verloren gehen können. Während sich Unternehmen immer noch große Sorgen um die Gefahr des Verlusts von auf PCs gespeicherten Unternehmensdaten machen und automatische Backups durchführen (zumindest sollte das so sein…), neigen sie bei der Entscheidung für eine Cloud-Lösung dazu, sich vollständig auf den Anbieter zu verlassen, in dem Glauben, dass dieser ein mehr als ausreichendes Sicherheitsniveau garantiert. Dies ist jedoch nicht immer der Fall.

Ein aktuelles Beispiel ist der Großbrand bei einem französischen Cloud-Anbieter 2022, der zu vielen Zweifeln und der Frage geführt hat, wie gut die Daten im Internet gegen physische Bedrohungen geschützt sind. Das Feuer legte viele europäische Unternehmen buchstäblich lahm: Ihre Unternehmensdaten waren für immer verloren. Wer trägt die Schuld? Die Frage ist sowohl eine ethische als auch eine vertragliche. Natürlich hatte auch der französische Anbieter einen Vertrag mit einem georedundanten Backup-Rechenzentrum im Angebot, allerdings zu höheren Kosten als bei einem Basisvertrag. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die zu unterzeichnenden Verträge richtig zu analysieren und zu verstehen, welche Dienstleistungen und Sicherheiten im Vertrag garantiert werden. 

Selbstverständlich lassen sich Brände oder andere schwerwiegende Vorfälle nicht immer vermeiden. Alle relevanten Systeme sollten deshalb georedundant ausgelegt sein (d.h. Daten und Dienste werden in einem zweiten, entfernten Rechenzentrum gesichert). Zu glauben, dass dies bei bekannten Marken ohnehin gilt oder dass es ausreicht, eine Vereinbarung mit Vertragsstrafen abzuschließen, ist falsch. Bei sorgfältiger Lektüre der Verträge lässt sich leicht feststellen, dass die gegebenen Garantien oft minimal sind. Außerdem ist es im Falle eines Verlusts von Unternehmensdaten das geringste Problem, den Schuldigen zu finden. Leider beträgt die durchschnittliche Überlebenszeit von Unternehmen, die den unwiederbringlichen Verlust all ihrer Daten erlitten haben, nur wenige Wochen.

Die Sicherheit der innovaphone myApps Cloud-Lösung 

In der Architektur der innovaphone myApps Cloud-Lösung werden die Dienste von redundanten und georedundanten europäischen Rechenzentren bereitgestellt. Infrastrukturrelevante Daten werden dazu regelmäßig in einem dritten Rechenzentrum gesichert. Letzterer Schutz ist besonders wichtig bei Viren, denn Verschlüsselungen, Änderungen oder Löschungen von Daten können auch durch eine Georredundanz nicht vermieden werden. Nach einem Katastrophenfall wird mit diesen Daten die Infrastruktur wiederhergestellt.

Um zusätzlich die User- und Konfigurationsdaten so aktuell wie möglich zu halten, beinhaltet der bereitgestellte myApps Cloud Service ein Werkzeug, um diese Daten automatisch und in kurzen Intervallen lokal (also an einer vierten Lokation) zu sichern.

Security Schloss

3. Die Vorteile der Endpunkt-zu-Endpunkt-Architektur in Cloud-PBXen 

 

Das dritte Element der Cloud-Architektur, das oft übersehen wird, ist die Bereitstellungsmethode der VoIP-Telefonie. Es gibt zwei Arten:

  • „Endpunkt zu Endpunkt“: Das Telefon (Endpunkt) überträgt Sprache und Video direkt zum anderen Telefon (Endpunkt) und umgekehrt. Ein Merkmal dieses Modus ist die „Non-Blocking“-Architektur: Jeder kann mit jedem gleichzeitig sprechen.

  • „routed“: Die Audio- und Videodaten aller Anrufe werden immer von allen Endpunkten in das Rechenzentrum des Cloud-Anbieters übertragen. Selbst wenn wir den Kollegen im Nebenzimmer anrufen, gehen unsere Daten durch halb Europa! Neben unnötiger Bandbreitennutzung kommt es zu Verzögerungen, schlechten Verbindungen und Sättigung der verfügbaren Bandbreite.

Cloud-Telefonie-Lösungen, bei welchen eine „maximale Anzahl gleichzeitiger Anrufe“ beschrieben wird, gehören praktisch immer zum „gerouteten“ Typ. Diese Art der Verbindung erfolgt quasi wie in der traditionellen Telefonie, wo zwei Kupferdrähte das Telefon mit der Telefonzentrale verbinden und ein anderes Adernpaar die Telefonzentrale mit dem zweiten Telefon, nur eben VoIP statt Kupfer, aber die Idee ist dieselbe. Eine Methode, die sicherlich nicht „State of the Art“ ist, aber aus verschiedenen Gründen immer noch verwendet wird. Tatsächlich ziehen es Carrier meist vor, wie früher den gesamten Verkehr „im Haus“ zu halten. Des weiteren basieren viele Systeme am Markt auf modifizierter Freeware, die diese Art der Verbindungen bevorzugt und einfacher zu programmieren ist. Zudem ermöglicht diese Art der Architektur einfachere Protokolle und den Einsatz von kostengünstiger einfacher Hardware.

Bei Bandbreitenverfügbarkeit mit asymmetrischer Geschwindigkeit, wie oben erwähnt, kann dieser Aspekt allerdings kritisch werden.

Gehen wir von einem Unternehmen mit mehreren Niederlassungen aus, wird die Situation noch schlimmer. Das Gleiche gilt für Smart Working, wo Smartphones oder Softphones zum Einsatz kommen. Anstatt sich untereinander zu vernetzen, wird der Verkehr immer zum Rechenzentrum gesendet und dann erneut übertragen.

Die innovaphone Lösung basiert auf dem Endpunkt-zu-Endpunkt-Verfahren. Das Rechenzentrum, das den Cloud-Dienst bereitstellt, ist, je nach gewählter Konfiguration, oft nur an der Signalisierung beteiligt (der Begriff "Signalisierung" bedeutet beispielsweise die Übermittlung der Nummer und des Namens des Anrufers, daher nur sehr wenige Daten).

 

Gibt es die perfekte Cloud-Architektur? Ein Fazit

Es wäre unrealistisch zu sagen, dass es per definitionem eine perfekte Cloud-Architektur gibt, aber wir können sicherlich festhalten, wie wichtig eine solide Planung im Vorfeld ist. Die wichtigsten Aspekte, die berücksichtigt werden sollten, sind Art und Geschwindigkeit der Verbindung, die Datensicherheit sowie die Bereitstellung der Daten im Endpunkt-zu-Endpunkt-Verfahren.

Nur durch eine sorgfältige Planung und Bewertung von Angeboten können Unternehmen einen echten Mehrwert aus Cloud-Investitionen ziehen und ihre Kommunikationsumgebung zukunftssicher machen.

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